Gesangsklassen

Wie wird gearbeitet?
Das Konzept stützt sich auf die Grundpfeiler Stimmbildung, Audiation (Trainieren der musikalischen Vorstellungskraft) und Literatur. Gearbeitet wird auf der Basis der relativen Solmisation; d. h. die Kinder erwerben im Laufe der 5. und 6. Jahrgangsstufe so genannte Gesangslevels, die verzahnt werden mit Rhythmus- und Blattsingübungen.

Welche Ziele werden verfolgt?

Ziele der Gesangsklasse sind sicheres, sauberes Singen und die Entwicklung einer überzeugenden Mehrstimmigkeit.

Warum Gesang?
Musik ist dann am lebendigsten, wenn man sie selber macht – ganz gleich, ob mit der Stimme oder mit Instrumenten. Deshalb möchten wir den Musikunterricht in jenen Klassen der Jahrgangsstufen 5 und 6, die nicht Bläser- oder Streicherklassen sind, nach der Konzeption einer Gesangsklasse durchführen.

Die Erfahrung zeigt, dass Schüler ohne private musikalische Förderung in der Oberstufe zum Großteil nicht die praktischen Fertigkeiten und theoretischen Kenntnisse haben, die man nach vielen Jahren Musikunterricht erwarten sollte. Insbesondere das Singen fällt vielen Schülern schwer und ist ihnen oft peinlich.

Viele Schulen gehen inzwischen schon den praxisorientierten Weg über Bläser- und Streicherklassen und erreichen damit große Erfolge (siehe Gymnasium Gernsheim). Doch auch das Interesse an Gesangsklassen (Chorklassen, Singeklassen) steigt stetig. Erstaunlich, dass erst in den letzten Jahren gerade dieses Konzept seinen Aufschwung erlebt. Dabei ist doch die Stimme das ursprünglichste Instrument von allen. Zudem fallen keine Kosten für Instrumente und deren Wartung an. Auch das Leistungsniveau ist beachtlich: Gesangsklassen erreichen nach zwei Jahren in der Regel einen sauberen, schönen mehrstimmigen Klang. Zudem ist es in einer Gesangsklasse selbstverständlich, Musik aller Epochen und Stilrichtungen zu musizieren.

Klassenmusizieren und Klassensingen können den Musikunterricht grundlegend verändern. Durch die Schulung des Gehörs und die ständige Aufmerksamkeit darauf, was um einen herum erklingt und geschieht, entsteht eine Kultur des Aufeinander-Hörens. Das spiegelt sich vielfach im Schulalltag einer Gesangsklasse wider und zeigt sich auch am Zusammenhalt zwischen den Schülern, der in der Gesangsklasse in der Regel sehr stark ist.

Wie läuft der Unterricht ab?
Der Unterricht in den Gesangsklassen folgt der Methode der -Relativen Solmisation-. Das bedeutet, die Schüler erlernen das Singen ausgehend von der Dur-Tonleiter auf der Grundlage von Tonsilben, die auf jede Tonart bzw. Tonlage übertragen werden können.
Die Tonsilben Do Re Mi Fa So La Ti (Do) werden akustisch eingeübt und zusätzlich mit verschiedenen Handzeichen motorisch erfahrbar gemacht. Die intensive Auseinandersetzung mit diesen Silben ermöglicht es, im Laufe der Schuljahre 5 und 6 sämtliche Dur- und Molltonleitern,  Intervalle (Tonabstände),
Dur- und Molldreiklänge und sogar Dreiklangsverbindungen (Kadenzen) theoretisch und praktisch zu erlernen. Hinzu wird das Blattsingen und metrisches Rhythmisieren geübt.
Die Bewertung erfolgt über ein Levelsystem, bei dem der Schwierigkeitsgrad langsam steigt. Für die erfolgreich vorgesungenen 12 Gesangs-, 5 Rhythmus- und 5 Blattsinglevel erhalten die Schüler jeweils einen Stempel in ihr Arbeitsheft.
Insgesamt folgt der Unterricht einem ritualisierten Ablauf aus Begrüßungslied - Lockern - Einsingen - Levelübungen - ggf. Vorsingen - Musiklehre - Lieder singen. Diese Rituale unterstützen die Unterrichtsdisziplin ungemein.  Ein gemeinsamer Verhaltenscodex unterstützt die Etablierung einer angenehmen Musizieratmosphäre, in der niemand Angst vorm Vorsingen haben soll.

"Mein Kind kann aber GAR nicht singen"
Diesen Satz haben wir schon oft gehört. Er stimmt aber so gut wie nie. Jedes Kind kann singen. Und jedem Kind tut singen gut. Die richtige Atemtechnik, Stimmübungen und Selbsterfahrung führen in der Regel schnell dazu, dass "Brummer" zu Sängern werden.

Was, wenn mein Kind Angst hat vorm Vorsingen?

Es gibt in jeder Klasse Kinder, die ihre Stimme noch nicht "entdeckt" haben, die noch "brummen" statt zu singen oder die einfach aus Schüchternheit große Angst haben, vor der Klasse zu sprechen geschweige denn zu singen.
NIEMAND WIRD ZUM VORSINGEN GEZWUNGEN! Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass irgenwann jedes Kind den Mut aufbringt und vorsingen will, weil es allmählich zur Normalität wird. Auf diesen Moment arbeiten wir behutsam hin und ermutigen stets. In dieser Hinsicht leistet der Gesangsunterricht einen geradezu beobachtbaren Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung.

Gibt es auch einen Auftritt?
Krönenender Abschluss der Gesangsklassenzeit ist ein Auftritt der 6. Klassen beim Sommerkonzert. Die Mitwirkung im Unterstufenchor und ab der 7. Klassen im Mittelstufenchor ergänzen das Gesangsklassenkonzept und schaffen zusätzliche Möglichkeiten für Stimm- und Gehörbildung.
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